
Interview mit Marcel Rütschi
Marcel Rütschi, Principal Consultant bei SwissQ Consulting AG spricht über seinen beruflichen Werdegang und seine Interessen. Lesen Sie im Interview warum er am Swiss Testing Day über Tester als Helden spricht.
Marcel, du bist seit 15 Jahren in der Testindustrie tätig. Kannst du einen Moment oder eine Person benennen, die bei deiner Entscheidung für diesen Karriereweg eine Rolle gespielt hat?
An diesen Moment werde ich mich immer erinnern können und die Person, welche die damalige Entscheidung sehr stark geprägt hat, ist heute meine Frau.
Ich war damals an einer Weiterbildung zum Betriebswirtschafter und hatte bei meinem Arbeitgeber keine Perspektiven, um mein Wissen auch anwenden zu können. Aus diesem Grund hatte ich einen früheren Projektleiter bei der UBS nach einer Referenz gefragt, sodass ich auf Stellensuche konnte. Aus dieser spontanen Anfrage wurde ein Jobangebot als Software-Tester.
Da ich in meiner Karriere mit Testing in Berührung kam und kein gutes Bild von dieser Aktivität (es war noch kein richtiges Berufsbild) alles andere als angetan war, bat ich um eine gewisse Bedenkzeit.
Meine Frau meinte, dass ich es doch versuchen sollte und sonst innerhalb der Unternehmung einen Job suchen könne (ich hätte ja dann einen Fuss drin), hat mich dann meinem eher skeptischen Gefühl das Angebot annehmen lassen. Und wie soll ich sagen… ich bin noch verheiratet und habe in diesem Beruf meine Passion gefunden.
Welche Tätigkeiten übst du in deinem Job gerne aus?
Es ist eine sehr spannende Mischung von verschiedenen Aktivitäten. Es ist eine perfekte Mischung von ökonomischen und technischen Aktivitäten und Tätigkeitsbereichen, in welchen man sich bewegen kann. Ich bin seit mehreren Jahren mehr in der Testorganisationsentwicklung tätig. Somit habe ich auf der einen Seite meinen betriebswirtschaftlichen Hintergrund, damit ich den Mehrwert von Testaktivitäten gegenüber dem Management aufzeigen und argumentieren kann. Auf der anderen Seite hilft mir die, über die Jahre erarbeitete Kompetenz im Testen dabei, auch den Menschen in den Projekten zu befähigen und zu fördern.
Das ist auch das, was mir am meisten gefällt: Die Zusammenarbeit mit den Menschen auf allen Stufen.
Und welches sind die herausforderndsten Aspekte deiner Position?
Die Zusammenarbeit mit den Menschen auf allen Stufen. Herauszufinden, welche Knöpfe gedrückt werden müssen, um die notwendige Motivation für eine Veränderung zu aktivieren. Und genau darum geht es. In unserem Alltag sind wir alle mit Change und kontinuierlicher Verbesserung konfrontiert. Es ist einfach eine neue Methode, eine neue Technik zu definieren.
Die Menschen, die damit dann arbeiten sollen, können und wollen nicht mit Metriken gemessen werden. Wir sind zum Glück keine «Standards» und als Individuen reagieren wir alle unterschiedlich auf Veränderungen.
Die Herausforderung liegt dann darin, dass die erwähnten Techniken und Methoden so zu definieren, dass sie auch gelebt werden können. Der Erfolg steht und fällt mit den Menschen und wie man diese involviert und motiviert.
Du wirst am Swiss Testing Day über Tester als Helden sprechen. Warum hast du dieses Thema gewählt?
Motivation ist das Kernthema. Unser Berufsbild wird in vielen Unternehmungen immer noch so behandelt wie vor vielen Jahren, auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird. Sobald man dem Thema Testing in einer Organisation auf den Zahn fühlt, merkt man aber schnell, dass unsere Fachdomäne immer noch nicht dort ist, wo sie eigentlich sein sollte oder könnte.
Dabei spreche ich weder fehlende Karrieremöglichkeiten noch Lohnunterschiede an. Oft sehe ich, dass zwar Testüberdeckungen und Berichte verlangt werden. Der Inhalt und oder den Mehrwert der durchgeführten Tests interessiert erst jemand, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es eigentlich funktionieren sollte.
Diese fehlende Anerkennung ist nicht motivierend, aber zu oft hausgemacht. Wir vermarkten unsere Dienstleistungen nicht. Testen ist ein Service, welcher unseren Kunden einen Mehrwert liefert. Wir sollten unbedingt Marketing dafür machen, aber oft wird schon unklar, wer unsere Kunden sind. Sobald wir aufzeigen, was wir erwarten und nach welchen Methoden wir vorgehen, definieren wir erreichbare Ziele. Wir fördern somit das Verständnis für Qualität und werden nicht mehr als Tester, sondern zumindest als Partner wahrgenommen.
In diesem Workshop möchte ich aufzeigen, welche Mittel für die Verbesserung des Ansehens zur Verfügung stehen. Ausserdem sollen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmern aktiv mit dem Aufbau von Test-Services auseinandersetzen und praktische Ansätze für eine erfolgreiche Umsetzung mitnehmen können.
Wie wirkt sich die digitale Transformation auf deine Rolle als Software-Tester aus?
Der grösste und aus meiner Sicht wichtigste Aspekt ist der persönliche Wille für eine kontinuierliche Veränderung. Die Grundlagen von Testen ändern sich eigentlich nicht, aber das Umfeld hat sich komplett verändert. Der Kunde steht immer mehr im Mittelpunkt und dabei spreche ich nicht nur vom Käufer oder der Anwenderin eines Produktes.
Wir müssen immer mehr auf die verändernden Bedürfnisse und Anforderungen unserer Mitmenschen eingehen. Dies bedeutet eine Weiterentwicklung unserer fachlichen Kompetenzen und Kenntnisse im technischen Bereich. Viel wichtiger werden aber die zwischenmenschlichen Fähigkeiten und wir können eigentlich nur noch von Transformation sprechen. Das «digital» ist eine Beilage.
Und zuletzt…. bevorzugst du Katzen oder Hunde? Warum?
Ich bevorzuge weder Katzen noch Hunde. Pauschalvergleiche finde ich aus Prinzip nicht als förderlich. Jedes Individuum hat eigene Charakterzüge, Eigenschaften und Talente worauf jede Person unterschiedlich anspricht.